Sparda Cup 2024 - Eine Reminiszenz wider Willen
von Andreas Koch
Sparda Cup 24 – Eine Reminiszenz wider Willen
Hinweis: Der Sparda Cup 2024 fand vor ca. neun Monaten statt. Seitdem hat sich, im positiven Sinne, an der Josefschule so einiges getan…
Ein bekannter deutscher Komödiant soll mal den Satz gesagt haben: "Wer Fortuna Düsseldorf Fan ist, braucht das Leben nicht zu fürchten.". Auch ein/e Düsseldorfer*in ohne jegliche Fußballaffinität wird auf Anhieb wissen, was er damit gemeint hat…
Ich bin zwar schon über 30 Jahre Fortuna Fan und erst knapp 5 Jahre an der Josefschule, aber ich denke, ich kann jetzt schon sagen: "Wer die Josefschule besucht, braucht das Leben nicht zu fürchten." Auch wir an der Josefschule wissen ganz genau, was damit gemeint ist. Das Leben besteht meist nicht nur aus eitel Sonnenschein. Mal gewinnt man, mal verliert man und auch das Gefühlsrepertoire zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt ist selbst bei so manchem Rheinländer relativ stark ausgeprägt. Was am Ende jedoch (für immer) bleibt ist der Stolz. Stolz auf die Errungenschaften, auf die alles trotzende Loyalität dem Verein oder der eigenen Schule gegenüber, Stolz auf die Tradition und nicht zuletzt auch der Stolz darauf, Teil einer Familie zu sein, die trotz (oder gerade wegen) aller Rückschläge stets zusammenhält und niemals aufgibt.
Auch am letzten Dienstag, an dem die Vorrunde des 16. Sparda Cups stattfand, kam mir dieser Satz wieder in den Sinn. Was am Ende bleibt, ist zwar kein Pokal, keine Medaille oder Urkunde. Aber zumindest der Stolz.
Eine richtige Vorbereitung auf das Turnier gab es eigentlich gar nicht. Relativ lange sah es sogar danach aus, als ob wir am diesjährigen Sparda Cup gar nicht teilnehmen können. Josefianer*innen werden die Gründe dafür bekannt sein. Da das Leben aber glücklicherweise nicht nur aus Rückschlägen besteht, ging es ca. einen Monat vor Turnierstart ganz schnell. Eine AG wurde aus dem Boden gestampft und wir konnten zumindest drei Mal trainieren. Besser dreimal als kein Mal. Auch unsere Mannschaft, eine bunte Mischung aus Vereinsspielern und talentierten Fußballnovizen, hatte in den wenigen Trainingseinheiten einen guten Eindruck hinterlassen. Und so machten wir uns, das sind Salih, Adriano, Kerwin, Jan, Oday, Safouan, Alesio, Nataniel, Ian, Dominick, Yuriy, Herr Roumeliotis und meine Wenigkeit am 6.03.24 um Punkt 11 Uhr mit zwei Großraumtaxis voller Vorfreude und Erwartungen auf den Weg in die Glockenspitzhalle.
Beim Anblick dieses ehrwürdigen Betonklotzes kam mir schlagartig eine Frage in den Sinn: Was ist wohl älter, dieser vor siebziger Jahre Charme nur so triefende Kasten oder unsere grün-schwarzen, viel zu großen Trikots? Egal. Retro ist ja irgendwie immer in und auch das ein oder andere Loch im Shirt machen dich nicht zu einem schlechteren Fußballer, sondern trägt im Besten Fall noch zur besseren Belüftung bei.
Als jemand, der selbst als Kind mehr als 10 Jahre Vereinsfußball spielen durfte, war ich direkt wieder in meinem Element. Da standen wir also, unsere Mannschaft, ein paar tapfere Eltern, die uns den ganzen Tag lang verbal und kulinarisch unterstützen sollten (nochmals Danke an dieser Stelle!!!), zwei gute Hände voll Sportlehrer und mehr als 160 weitere, aufgeregte Mädchen und Jungs, die mir gefühlt alle bis zur Brust reichten. Ein Kind stach mir dabei jedoch besonders ins Auge. Der Junge reichte mir nicht nur bis zur Brust, sondern fast bis übers Kinn. Bei meiner Körpergröße ein beachtliches Maß für einen Grundschüler. Ich musste sofort an unsere zwei Jungs denken, die im Training einen super Eindruck hinterlassen hatten, aber leider aus Altersgründen nicht am Turnier teilnehmen konnten. “Ich hoffe, der Knilch geht heute an uns vorbei“, dachte ich nur in diesem Moment. Aus Erfahrung wusste ich nur zu gut, dass solch körperliche Vorteile, gerade in dieser Altersklasse, einen großen Unterschied machen können. Warum ich das an dieser Stelle erwähne? In der englischen Literaturwissenschaft nennt man das Foreshadowing…dazu also später mehr.
Unser erstes Spiel gegen die Regenbogenschule war dann relativ ereignislos. Ein paar Halbchancen auf beiden Seiten, mehr gab es nicht. Die Jungs waren einfach zu nervös. Und wenn man bedenkt, dass unsere kurze Vorbereitung wieder in der possierlichen Sporthalle auf der Lindenstraße stattfand, war abzusehen, dass es ein paar Anlaufschwierigkeiten geben würde. Vergleicht man die Ausstattung und Größe beider Hallen, war es in etwa so, als würde man einen Schwarm domestizierter Goldfische im atlantischen Ozean aussetzten. Unsere Mannschaft war einfach nicht in Ihrem Element, die Größe der Glockenspitzhalle, trotz Dreiteilung, einfach zu imposant. Und vor so vielen Zuschauern hatten wir natürlich in dieser Form auch noch nicht gespielt. Folgerichtig endete das Spiel 0:0. Auch im Leben gibt es phasenweise Leerlauf.
Das zweite Spiel gegen die starke Mannschaft der Bismarckschule I, die später als Gruppensieger die Vorrunde unbeschadet überstehen sollte, ging leider in eine völlig andere Richtung. Wir schafften es diesmal uns etliche, hochkarätige Chancen herauszuspielen, scheiterten aber immer wieder am überragenden Torwart, der in einigen Szenen wirklich über seine geringe Körpergröße hinauswachsen musste, um unsere Schüsse abzuwehren. All das, was er nicht von der Linie kratzen oder aus der Luft pflücken konnte, erledigten dann seine treuen Begleiter Pfosten und Latte. Ein stark ausgespielter Konter genügte unserem Gegner, um uns am Ende mit 0:1 wieder in die Kabine zu schicken. Was mich jedoch immer noch mit Stolz erfüllt, war unsere Reaktion direkt nach dem Spiel. Natürlich waren die Kinder zunächst enttäuscht, aber ein paar emotional vorgetragene Aufmunterungen reichten vollkommen aus, um ihr Feuer wieder vollends zu entfachen. Schließlich waren wir in diesem Moment noch nicht ausgeschieden und die Jungs hatten immer noch Bock, der ganzen Halle zu zeigen, dass auch wir an der Josefschule wissen, wie man Tore schießt und Spiele gewinnt.
Im letzten Gruppenspiel gegen die zweite Mannschaft der GGS Buscher Holzweg gab es dann logischerweise den größten Knotenplatzer, den die Glockenspitzhalle je erlebt hat. Nach gefühlt 10 Ecken hintereinander und einer 5-minütigen Sturm und Drang Phase, die Goethe vor Neid erblassen lassen würde, schoss unser Dominick das erlösende 1:0 und kurz darauf auch das 2:0. Da aller guten Dinge drei sind, ließ auch das 3:0 durch Kerwin nicht lange auf sich warten. Unser Sieg hätte auch noch viel höher ausfallen können. Chancen gegen uns gab es in diesem Spiel eigentlich keine. Nach Abpfiff kannte die Freude dann keine Grenzen. Die Jungs und auch Herr Roumeliotis und ich fielen uns in die Arme, als hätten wir gerade eben die Weltmeisterschaft im eigenen Land gewonnen und nicht bloß ein Gruppenspiel in der Vorrunde des Sparda Cups.
Kurze Zeit danach war klar, dass wir in unserer Gruppe den 2. Platz erreicht hatten und nun gegen den drittplatzierten aus Gruppe D ein Entscheidungsspiel stattfinden würde. Unser Gegner? Die von uns nur zwei Kilometer entfernte Lindenschule. Ein kleines Derby also. Schon im Kabinengang wurde klar, dass sich die meisten Jungs untereinander kannten und teilweise auch befreundet waren. Es wurde sich gegenseitig beglückwünscht und Mut gemacht. Als jemand, der in der Jugend bei Fortuna Düsseldorf auf relativ hohem Niveau gespielt hat, kannte ich so ein Verhalten gar nicht. Bei uns zählte eigentlich schon ab der E-Jugend nur das Leistungsprinzip und unsere damaligen Trainer hätten wahrscheinlich irritiert geguckt und mich im schlimmsten Fall auf die Bank gesetzt, wäre ich meinen Gegnern so wohlwollend gegenüber aufgetreten. Glücklicherweise geht es beim Sparda Cup aber in erster Linie nicht nur ums Gewinnen, sondern vor allem auch um den Spaß und die Freude am Fußball. Schon während des Turniers hatten unsere Jungs jedes einzelne Tor der anderen Mannschaften auf der Tribüne gefeiert. Eine Tatsache, die mich immer noch mit Stolz (und auch ein klein wenig mit Neid) erfüllt.
Natürlich kam es aber dann, wie es kommen musste. Der kleine Hüne, der mir aufgrund seiner Statur schon vor der Glockenspitzhalle aufgefallen war, führte die Mannschaft der Lindenschule an. „Größe und Stärke sind nicht Alles, wir sind hier ja nicht beim American Football“, dachte ich in diesem Moment nervös. Nur leider war der Junge nicht nur groß und stark, sondern auch ein überaus talentierter Kicker, dem unsere Abwehrspieler nur mit vereinten Kräften etwas entgegensetzen konnten. Das frühe 0:1 für die Lindenschule ließ trotz aller Gegenwehr aber dennoch nicht lange auf sich warten. Was folgte war eigentlich die ganze Bandbreite, die der Fußball an so manchen Tagen zu bieten hat. Vergeblich drängten wir auf den Ausgleich, um dann endlich belohnt zu werden. Elfmeter für uns! Verschossen. Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt und als Schüler der Josefschule kommt aufgeben eh nicht in Frage. In der aller letzten Sekunde wurde Dominick abermals im Strafraum von den Beinen geholt und es gab wieder Elfmeter. Falls dieser daneben geht, war’s das wohl, dachte ich. Doch an diesem Tag hatte der Fußballgott einen anderen Plan mit uns. Kerwin verwandelte sicher und erneut kannte die Freude keine Grenzen. Während auf der anderen Seite bittere Tränen ob des späten Ausgleichs flossen, schwebten wir widererwarten doch noch auf Platz Sieben des Fußballhimmels. Nur leider war unser Aufenthalt dort nur von kurzer Dauer. Wie so oft im Fußball (und auch im Leben), lagen an diesem Tag Freude und Enttäuschung sehr nah beieinander. Auch wenn unser ausgezeichneter Torhüter Adriano noch einen Strafstoß entschärfen konnte, hieß das Ergebnis am Ende 1:2. Von unseren drei Elfmetern konnte nur Ian seinen verwandeln. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt innerhalb von fünf Minuten. Auch das ist Teil des Fußballs (und des Lebens).
Die Rückfahrt im Taxi war dann fast schon unheimlich still und das war auch gut so. Man konnte die Enttäuschung, die Wut und den Frust der Jungs förmlich einatmen. Ich selbst war wütend und enttäuscht und in mir wuchs die feste Absicht, diesen Artikel aus Frust über das Ausscheiden niemals schreiben zu wollen…
Michael Jordan hat mal gesagt: „Ich habe in meinem Leben immer wieder und wieder versagt und daher war ich so erfolgreich“. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass man nur wahrhaftig verliert, wenn man aus seinen Niederlagen nichts lernt.
Was am Ende bleibt, ist somit nicht nur der Stolz, sondern auch die Erkenntnis, dass das Schreiben uns helfen kann, Vergangenes richtig zu verarbeiten. Auch wenn ich diesen Artikel zunächst gar nicht schreiben wollte, geht es mir jetzt, so kurz vor Beendigung dieser Zeilen, deutlich besser. Der Sparda Cup 2025 kann also kommen. Angst?
Wer die Josefschule besucht, braucht das Leben nicht zu fürchten.
P.S.: Dieser Artikel wurde ohne jegliche Hilfe von KI (z.B. ChatGPT, YouChat, Microsoft Copilot etc.) verfasst und kann dementsprechend Rechtschreib-und Syntaxfehler aufweisen.
Fotografische Eindrücke von Sandra Stadie: